Donnerstag, 3. Juni 2010

The end is near...

Alrighti guys, meine Zeit ist so gut wie um, die Monate Juli 2009 bis Juni 2010 gehen offiziell ins Guinness Buch der Rekorde ein als das am schnellsten vergangene Jahr aller Zeiten. So jedenfalls fühlt es sich für mich an, denn obwohl sich Australien und vor allem Sydney schon so normal anfühlen, als wäre es schon immer so gewesen, kommt es mir manchmal dennoch so vor, als hätte ich erst gestern in Frankfurt am Flughafen gestanden und mit etwas mulmigen Gefühl in die Zukunft geschaut. Am 25. Juni des vergangenen Jahres ging es also los, das große Abenteuer Australien. Das Reifezeugnis in der Tasche ging es darum, nun auch wirkliche Reife zu beweisen und meine Frau auf der anderen Seite der Welt zu stehen. Gesagt, getan. Im Flieger ging es über Singapur nach Sydney, nach Australien. Dem Land, von dem ich irgendwann als zwölfjährige angefangen hatte zu träumen und allen Leuten erzählte, das ich irgendwann dort hingehen und ein Jahr dort leben würde. Warum, weiß ich bis heute selber nicht. Nachdem ich in Sydney gelandet war, ging es erstmal auf die Suche nach meinem Shuttlebus zum Hostel und ich weiß noch ganz genau, dass mich die Stadt auf den ersten Blick irgendwie an Spanien erinnerte, auch wenn dieser Eindruck ziemlich schnell wieder verflog. Nach dem ich eingecheckt, mein Zimmer bezogen und mich nach 25 Stunden Reise frisch gemacht hatte, traf ich mich noch am gleichen Tag mit Jenell von meiner Organisation, um mir einige Familie auszugucken, mit denen ich mich treffen wollte. Übrigens war die Familie, mit denen ich schlussendlich etwa elf Monate gelebt habe, bei der ersten Auswahlrunde gar nicht dabei. Noch am gleichen Tag zog es mich dann zum ersten Mal an den Hafen mit der Brücke und dem Opernhaus, um die sich so lange meine Gedanken gedreht hatten – ich kann euch sagen, ein ziemlich surreales Gefühl, wenn man dann tatsächlich das erste Mal vor diesen Symbolen Australiens steht. Nachdem ich mich an den Folgetagen mit drei Familie getroffen hatte, die ich nicht wollte, wir beide uns nicht wollten oder die nach Melbourne ziehen musste, ging es dann zum ersten Mal nach Epping on the border to Eastwood. Nach bereits anfänglicher Sympathie und einer Umarmung von Allegra zum Abschied, zog ich schon am nächsten Tag ein, in die kleine Wohnung mit Küche und Bad im Garten des Hauses, das ich für das nächste Jahr home nennen sollte. In der Folgezeit hieß Eingewöhnung das Zauberwort, doch dank einer lieben Familie, ziemlich schnell gefundenen gleich gesinnten Au pair-Freunden und einem vollgepackten Zeitplan, war das alles gar kein Problem und - als Überraschung für mich - kam Heimweh gar nicht auf. Natürlich gab es immer wieder Momente, in denen ich an euch daheim dachte oder mir wünschte, dass jemand von Zuhause diesen Moment mit mir teilen könnte. Aber das Gefühl, dass ich unbedingt oder auch nur ein bisschen nach Hause wollte, kam nicht auf. Irgendwann in den darauf folgenden Wochen und Monaten, in denen die Harbour Bridge und das Opera House zur normalsten Sache der Welt wurden, entdeckte ich den Rest der Stadt und die Umgebung Stück für Stück. Erste Ausflüge gingen in die Blue Mountains oder nach Newcastle und Port Stevens. Ehe ich mich versah, war dann auch schon Halbzeit gekommen – ausgerechnet an meinem Geburtstag. Dennoch ein wunderschöner Tag, denn es war der erste Geburtstag, den ich im Sommer feiern durfte. Kein Tag, an dem es schon um drei fast dunkel ist und an dem es draußen generell zu kalt ist, sondern ein Tag mit Sonne, Strand, Meer und Eiscreme. Schon sechs Tage später hieß es dann Merry Christmas, denn hier in Australien wäre meine jahrelange Kindheitsaussage „Ich hab fünf Tage vor Weihnachten Geburtstag“ immer ziemlich daneben gegangen, denn am 24. Dezember ist hier gar nichts los, weshalb es für mich nach Bondi Beach ging, um mein deutsches Weihnachten am Strand zu verbringen. Die Zeit, in der es in Deutschland Bescherung gegeben hätte, verbrachte man hier vor dem Fernseher um Carols in the Park zu schauen. Ein ziemlich seltsames Gefühl. Dafür ging es dann am 25. so richtig los. Weihnachten mit einer Familie, die nicht meine war. Die ersten Momente hätte ich heulen können, der einzige Zeitpunkt des Jahres, in dem tatsächlich Wehmut aufkam, nicht zu Hause zu sein, doch sobald ich endlich die Tatsache akzeptiert hatte, dass das hier nicht das gleiche Weihnachten wie in Deutschland sein würde und ich es nicht vergleichen, sondern einfach hinnehmen und genießen sollte, wurde es plötzlich ein großer Spaß, auch wenn die Weihnachtsstimmung dank 26°C und einer gefühlten Luftfeuchtigkeit von 100% nie aufkam. Durch die Boxing Day Tests im Cricket entdeckte ich dann sogar meine Liebe für diesen Sport. Seriously. Das ist einfach eine tolle Erfindung, so ein Sport, der fünf Tage lang dauert und man so halt nicht so richtig viel verpasst, wenn man mal neunzig Minuten keine Zeit hat. Das nächste große Ereignis war dann Sylvester. Wer kennt sie nicht, die Bilder des Feuerwerks um den Sydney Harbour, eine der vielleicht schönsten Kulissen für ein Spektakel dieser Art. Früh morgens raus, stundenlanges Anstehen, doch kein guter Platz, Überreden anderer Deutscher und dann doch ein excellent spot. Das neunzehnstündige Warten, versüßt mit ein paar Feuerwerken, hat sich gelohnt. A once in a lifetime event. Nachdem die Feierlichkeiten dann vorüber waren, ging es auf große Reise. Von Sydney über Melbourne und Adelaide nach Perth. Mehr als 7000 Kilometer on the road. Im Nachhinein gar nicht so verrückt, wie es zuvor geklungen hatte. Drei Wochen lang Nudeln mit Tomaten- oder wahlweise Käsesauce, da für viel mehr unser Campingkocher nicht reichte. Schlafen under a million stars und viele Erfahrungen mehr. Die folgenden Wochen und Monate vergingen dann im rasanten Tempo. Einige Abschiede von lieb gewonnen Menschen standen an und das ewige Gefühl, dass jemand an der Uhr gedreht hatte. Nachdem ich mich dann auch endlich entschieden hatte, welche Ecken des Landes ich in meinen letzten drei Wochen sehen wollte, ging es noch einmal auf große Reise, tausende Kilometer durch das Land und nun sitze ich hier in Cairns und es wird Zeit, ein Fazit zu ziehen. Gleich vorne weg ist zu sagen, dass das ganze natürlich eine unglaubliche Erfahrung war. Viele Dinge sind anders gelaufen, als ich es erwartet hatte, dies aber durchweg im positiven Sinne. Viele neue Erfahrung vor allem über mich selbst, aber auch meine Umgebung haben mich sicherlich irgendwie verändert und das in einem für mich positiven Sinne, denn ein bisschen australische Gelassenheit kann auch im deutschen Alltag sicherlich nicht schaden :) Es gibt Dinge, wie diese australische Gelassenheit, das ganze asiatische Essen, die schönen Strände und das Meer, die ich sicherlich vermissen werde, aber auch Dinge, auf die ich auch getrost verzichten kann, wie höhenunverstellbare Duschen, auf meinem Dach lärmende Possums und manchmal nervige Kinder. Einige Dinge wie die Kälte in Deutschland oder der Rechtsverkehr werden sicherlich eine Umstellung, denn momentan fühlen sich 18°C für mich schon bloody cold an… Aber auch wenn es Momente gibt, in denen ich gar nicht von hier weg möchte und zu heulen anfangen könnte, freu ich mich doch alles in allem mittlerweile wieder auf Deutschland und das große Wiedersehen. C ya!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen