Mittwoch, 14. Oktober 2009

Eine andere Dimension


Eigentlich wollte ich über dieses Thema schon vor einer Woche schreiben, aber aus irgendeinem Grund ist es dann immer verblieben, daher werde ich es heute nachholen.

Wie ihr vielleicht wisst, sind in New South Wales gerade Ferien, was für mich prinzipiell 12-Stunden-Arbeitstage bedeutet, ich aber im Gegenzug auch mehr Geld bekomme, aber darum soll es hier heute nicht gehen, stattdessen hat es mit Inara's Ferienbeschäftigung in den ersten Tagen zu tun.

Da sie scheinbar noch nicht genug von Schule hatte, belegte sie an den ersten beiden Ferientagen einen Ferienkurs über Kreatives Schreiben an ihrer Schule, aber da in Abbotsleigh alles ein wenig anders ist, wurde dieser Kursus nicht von irgendjemandem gehalten, sondern von einer angesehenden australischen Kinderbuchautorin, was auch der Hauptgrund für Inara war, diesen Kurs zu belegen.

Wie ihr möglicherweise schon an der Bemerkung "da in Abbotsleigh alles ein wenig anders ist" bemerkt habt, ist diese Schule keine (zumindest für einen Deutschen) normale. Meine erste Assoziation als ich mit Inara und meiner Gastmutter für dem Tor dieser Schule stand war british boarding schools à la Eton.


Wie sich vielleicht an diesem Bild von google earth erkennen lässt, ist das Gelände der Schule riesig - 46 offizielle Einfahrtstore und weitere Tore, durch die Besucher aber nicht einfahren dürfen. Ein eigenes aquatic centre, Tennisplätze, Konzertsaal und vieles mehr befindet sich allein auf dem Gelände der senior school, die junior school befindet sich in einem anderen Teil von Wahroonga auf Sydneys North Shore. Mit orange abgekrenzt sind die tatsächlichen Internatshäuser und Häuser, die von Lehrern, aber auch Familien von Schülern bewohnt werden.
Der Kommentar meiner Gastmutter zu meinem Staunen war "Wenigstens sieht man wo die ganze Kohle hingeht, die man hier jeden Monat reinstecken muss."

Doch warum genau geht nun das Kind einer almost average aussie family auf eine der besten Privatschulen des Landes? - Ganz einfach, wenn man auf einer öffentlichen Schule seinen Abschluss macht, ist die Chance auf einen guten Job gleich null, da öffentliche Schulen in Australien einen sehr schlechten Ruf haben. Bereits meine Gastmutter ging auf die anglikanische Mädchenschule und nachdem sie die primary school beendet hat, wird auch Allegra wahrscheinlich dort hingehen.

Da es mich dann doch mal ein wenig interessiert hat, hab ich mich dann mal ein wenig informiert, wie das ganze Schulsystem diesbezüglich so funktioniert.
Laut Artikeln im Sydney Morning Herald sollte man seine Kinder schon mit dem Tag der Geburt auf die Wartelisten der guten Privatschulen setzen lassen, wofür man schon mal die ersten 500 Dollar dalassen darf, es aber natürlich nicht bedeutet, dass das Kind auch angenommen wird. Wenn das Kind dann wirklich angenommen wird, darf man nochmal die nächsten 1000 Dollar blechen, zur Einschulung dann nochmal locker 1000 Dollar und wenn das Kind dann auch wirklich angenommen wird, sind das dann nochmal locker (an manchen Schulen auch mehr) 20.000 Dollar im Jahr.

Na, Kinnlade schon runtergefallen?

Da man mindestens von year 7 bis year 12 auf die Privatschule gehen muss, um gute Berufschancen zu haben, sind das dann schonmal 122.500 Dollar (mehr als 75.000 Euro) Rohkosten für die Ausbildung des Kindes, dazu kommen natürlich noch die ganz normalen Kosten, die auch deutsche Eltern haben, wie Ausflüge, Bücher und Materialien + die wunderbare Schuluniform.

Ein Kommentar werde ich zu dem ganzen Thema nicht abgeben, denn ich glaube, dass so ziemlich jeder das Gleiche darüber denkt... Ich bin nur froh, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin!

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