Montag, 5. April 2010

Easter Clash - Bilby vs Bunny

Frohe Ostern allerseits, auch wenn es doch ein wenig seltsam ist, Ostern zu feiern, wenn draußen die Blätter an den Bäumen braun werden und so langsam herunterfallen. Außerdem ist das Wetter auch nicht sehr frühlingshaft, sondern eher herbstlich-nass, so wie (laut den Australiern) in den vergangenen 40 Jahren. Der Regen zu Ostern ist genau so eine Tradition wie das Eier suchen, die in Australien nicht nur vom Osterhasen versteckt werden.


Sondern wahlweise auch vom bilby oder auch Kaninchennasenbeutler, wie man in auf Deutsch nennt, denn am anderen Ende der Welt ist der Hase nämlich ein relativ unerwünschtes Tier, zumindest in der Wildnis. Von Natur aus gibt es hier weder Hasen noch Kaninchen, doch wie der Europäer nunmal alles hierher brachte, was nicht niet- und nagelfest war, schleppte er auch den Hasen ein.
Blicken wir also zurück ins 19. Jahrhundert. Damals lebte der aus England stammende Thomas Austen in Winchelsea in der Nähe der vikorianischen Hauptstadt Melbourne. Wie viele hatte er ein Vermögen mit der Schafzucht gemacht, doch dem guten Thomas war leider allzu häufig langweilig. In der heutigen Zeit wäre er wahrscheinlich in irgendeine sinnfreie Casting-Show oder wahlweise wie andere C-Klasse-Promis in den Dschungel gegangen um Känguruhoden zu essen, doch er lebte eben im 19. Jahrhundert.
Also musste er sich leider ein anderen Hobby suchen und wie so viele Reiche entschied er sich für das Jagen. Jagen? In Australien? Was denn bloß? Schnelle Kängurus? Faule Koalas? Für Thomas irgendwie alles nicht das Richtige. Hasen sollten es sein! Was tut man also, wenn man in einem Land lebt, in dem es keine Hasen gibt? Richtig, man lässt sie importieren.

Im Jahre 1895 also erreichten 24 waschechte ebenso britische Hasen den australischen Kontinent und weil es ihnen hier so gut gefiel, sie keine natürlichen Feinde hatten und - wie schon das ein oder andere Sprichwort besagt - sie sich schnell vermehren, gab es down under bald mehr als nur 24 Tierchen dieser putzigen Art, die der liebe Thomas gar nicht mehr alle jagen konnte.
Die ökologischen Folgen waren fatal - die nimmersatten Nager futterten alles leer und raubten so nicht nur den Schafen ihre Nahrung, sondern verursachten auch, dass die fruchtbare, oberste Bodenschicht durch den Wind es das Meer verweht wurde.

Was also tun? Gute Frage, nächste Frage!
Es gab schon mehr als eine Maßnahme um die Hasenplage einzudämmen, doch diese Scheitern reihenweise. Bereits ab 1869 wurde versucht die Tiere durch Massenjagden wieder vom Kontinent zu vertreiben, doch genauso schnell, wie sie erlegt wurden, wurden auch neue Tiere geboren und so stieg die Populationszahl trotz zwei Millionen getöteten Tieren.
1901 begann der Bau des 3.256 langen weltbekannten rabbit proof fence um wenigstens das Vordringen der Tiere nach Western Australia zu verhindern, doch schon bald stellte sich heraus, dass ein so langer Zaun zu schwierig war instand zu halten und verteilten sich die Kaninchen schließlich über den ganzen Kontinent.
Ab 1950 wurden dann das erste [zumindest zeitweise] Mittel gegen die Plage gefunden - Myxomatose. Die Kaninchenzahl reduzierte von über 600 Millionen auf gut 100 Millionen Tiere, doch mit den Jahren wurden die verbliebenen Tiere immun gegen das Gift und bis Anfang der 1990er Jahre stieg die Zahl wieder auf über 300 Millionen [zum Vergleich gibt es 57 Millionen Kängurus und 21 Millionen Menschen]. Seit 1996 wird der Calicivirus eingesetzt, der allerdings nur in 65% der Falle auch tödlich wirkt und so hoppeln die Kaninchen weiterhin fröhlich durch Australien und zerstören die Natur, mit freundlicher Hilfe von ebenfalls eingeführten Füchsen, Kamelen [by the way ist Australien das letzte Land in dem Kamele wild leben], Wildschweinen [peinlich zu erzählen, dass wir auf der Reise nach Perth vermutlich von einem angegriffen wurde (nachts im Zelt, kann ich leider nicht genau sagen, aber so vom Geräusch her wohl schon)], verwilderten Hauskatzen and many more.

Doch was hat das jedes alles mit dem bilbys zu tun, fragt ihr euch vielleicht. Die Kaninchennasenbeutler sind eine der Tierarten, die fast vollständig von Kaninchen und Hasen , unterstützt von Katzen, Füchsen und natürlich dem Menschen, ausgerotten wurden. Einst über ganz Australien verteilt, leben sie heute nur noch in abgelegenen Gebieten in Queensland, dem Northern Territory und Western Australia.
Da man nun auf das Schicksal der bilbys aufmerksam machen möchte, gibt es seit einigen Jahren nun nicht mehr nur das europäische easter bunny, sondern auch das easter bilby.

Wer gewinnt? Ich weiß es nicht. Der [laut jedem Australier] "german" Lindt-Osterhase schmeckt genauso wie in Deutschland und das bilby hab ich noch nicht probiert. Werd ich wahrscheinlich auch gar nicht machen, sondern nehm es einfach mit back home - wenigstens wird mein bilby nicht die deutsche Natur zerstören.

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